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Ausgabe April 1998

Seite 2

Klare Worte

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an, damals „legte man Wert auf ein freiheitlich- demokratisches Gemeinwesen".
Und Hamburgs oberster Richter sieht genau das heute in Gefahr. Bei ihm würden, insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Ausländerkrimi- nalität „die Alarmglocken läuten", so Rapp. „Eines muß klargestellt werden: die meisten Straftaten werden immer noch von Deutschen begangen". Dennoch wären Stammtischparolen über Ausländer- kriminalität in das Bewußtsein vieler Menschen eingegangen, wozu ein entsprechendes Verhalten im Wahlkampf beigetragen habe. Und die Empö- rung des Präsidenten des Oberlandesgerichts gipfelte in der Feststellung: „Der Ausländerhaß heute und der Judenhaß damals sind so weit nicht voneinander entfernt." Deutliche Worte von Ham- burgs oberstem Richter, bei denen so manchem Politiker mindestens die Ohren geklungen haben müssen, waren diese doch im Wahlkampf vor allem durch Stammtischparolen und Hetze gegen „krimi-

nelle Ausländer" aufgefallen.
Um so besser, wenn es hierzu deutliche Worte des Oberlandesgerichtspräsidenten gab, man hätte sich allerdings gewünscht, daß ihm diese ein wenig früher über die Lippen gekommen wären.
Daß manche Politiker nicht die Absicht haben, daraus etwas zu lernen, daß sie Antirassismus, ein Eintreten gegen rassistisches Gedankengut, letztlich für etwas „linksextremistisches" und daher in ihren Augen verwerfliches halten, zeigt sich auch in dieser blickpunkt-Ausgabe (siehe die Anfrage des CDU- Abgeordneten Mertens auf Seite 14). Und daß sich Hamburgs Richter in der Vergangenheit nicht gera- de durch ein besonderes Eintreten für Menschen- rechte, im Sinne des von Wilhelm Rapp apostro- phierten „freiheitlich-demokratischen Gemeinwe- sens" hervorgetan haben, muß leider auch konsta- tiert werden. Nicht nur die auch in Hamburg prakti- zierte und obergerichtlich abgesegnete menschen- rechtswidrige Abschiebehaft etwa spricht da eine