Seite 8 |
Jugendkriminalität: Einsperren ist keine Lösung ... |
9/11 |
Wenn Sie sich eher gegen
Jugendstrafe aussprechen, würden Sie das dann insofern ausweiten wollen, als Sie sagen,
der Sinn von Freiheitsstrafen ist generell zu bezweifeln, also auch bei Erwachsenen oder
würden Sie da sagen, im Prinzip ist es schon okay? Das ist eine schwierige Frage. Ich habe dazu ja vor einiger Zeit einmal etwas gesagt. Ich glaube, man muß differenzieren. Ich denke, es gibt Täter von bestimmten schweren Straftaten, vor denen die Gesellschaft geschützt werden muß, notfalls auch dadurch, daß man sie einsperrt. Aus diesem Grunde brauchen wir auch, jedenfalls derzeit, Gefängnisse. Ich bin aber genauso überzeugt davon, daß es viele Straftäter gibt, für die es eine vernünftigere Alternative geben könnte zum Straf- vollzug. Ich glaube, das, was ich zu Jugendlichen gesagt habe, das trifft auch auf viele Erwachsene zu. Und ich denke, auch nach den Zahlen, die wir |
über die Rückfallquoten im
Srtrafvollzug bei Erwach- senen haben, daß diese Sanktionsform nicht beson- ders geeignet
ist, Menschen in Zukunft von Straftaten abzuhalten. Und vielleicht sollten diejenigen, die
im Erwachsenenstrafrecht tätig sind, den einen oder anderen Gedanken des
Jugendstrafrechts immer mal wieder aufnehmen. Ich glaube, daß man da sehr genau sehen
muß, wie gefährlich ist ein Mensch und wann ist es wirklich unabdingbar, ihn
einzusperren, und wo können wir vielleicht durch flankierende soziale Hilfen und
Maßnahmen viel eher und viel besser etwas erreichen, was die künftige Straf- freiheit
angeht, als durch den Strafvollzug. Sind Sie als Jugendrichter über die Situation im Jugendknast insofern informiert, als Sie da selbst hingehen und sich ansehen, wie es dort läuft, oder aus anderen Quellen informiert werden, und darüber hinaus: sind Sie schon einmal in einem Knast gewesen, wo Erwachsene einsitzen? |