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Jugendkriminalität: Einsperren ist keine Lösung ... |
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Wir haben sehr hohe Rückfallquoten
gerade nach dem Jugendstrafvollzug und es läßt sich auch ohne große Probleme erklären,
warum das so ist - auch deshalb gehen wir mit diesem Institut sehr vorsichtig um. Warum ist das so? Im Sitzen kann man nicht laufen lernen, hat glaube ich mal jemand gesagt. Das gilt natürlich für Jugendliche, die nicht nur lernbereit, sondern vor allem lernbedürftig sind, ganz besonders. Das, was eine geschlossene Einrichtung ausmacht, was es dort an Knasthierarchien gibt, an subkulturellen Strukturen, all das wirkt erzieherisch eher schädlich als positiv. Ganz unabhängig von dem Bemühen der Anstalten - und das muß man auch für Hahnöfersand inzwischen sagen, die bemühen sich schon sehr - diesen schädlichen Wirkungen entgegenzutreten, aber trotzdem sind sie eben da. Das führt dann |
auch dazu - verbunden mit den
Folgen, die der Strafvollzug für das spätere Leben hat, d.h. es wird ja nicht einfacher,
wenn man aus dem Knast rauskommt, und ein Jugendlicher, der ein oder zwei Jahre im Knast
war, ist in dieser Zeit ja zumindest nicht wesentlich weitergekommen, seine Situation ist
hinterher eher noch schwieriger - daß die Gefahr der Begehung weiterer Straftaten da ist. Das ist aber, glaube ich, allgemein bekannt, und auch dem Gesetzgeber war das bekannt, und deshalb hat er eben gesagt, Jugendstrafe als ultima ratio, wenn gar nichts anderes mehr geht und wenn der Täter gefährlich ist für seine Mitmenschen. Man darf nicht jemanden, der immer wieder Ladendiebstähle begeht oder schwarzfährt, deswegen in den Jugendstrafvollzug geben. Das wäre nach meiner festen Überzeugung nicht angemessen. Da gibt es sicher andere Möglichkeiten, und man muß es vielleicht auch über einen gewissen Zeitraum in Kauf nehmen. |