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Jugendkriminalität: Einsperren ist keine Lösung ...

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insbesondere die Jugendrichterinnen und Jugendrichter geführt. Das dumme war eben auch, daß dieses Gutachten dann in den Wahlkampf sozusagen eingegangen ist und mit dazu beigetragen hat, daß dieses Klima entstanden ist, in dem letztlich dann die Jugendrichter verantwortlich gemacht wurden für die Zunahme der Jugendkriminalität. Das ist natürlich eine absurde Vorstellung, das würde er selbst auch so nicht unterschreiben, da bin ich ganz sicher, dazu ist er ja Kriminologe, um zu wissen, daß das eine mit dem anderen wenig zu tun hat. Aber er hat mit seinen Feststellungen und Bewertungen im Gutachten dazu beigetragen, und das haben wir und müssen wir mit aller Deutlichkeit kritisieren.

Wo würden Sie denn Defizite innerhalb der Jugendgerichtsbarkeit sehen, vielleicht verbunden mit Versäumnissen der Politik in der Vergangenheit, was deren Situation angeht?

Ich glaube, daß schon ein wichtiger Punkt ist, daß wir nicht immer schnell reagieren können. Die Verfahren dauern sehr lange, und das hat zu einem erheblichen Teil damit zu tun, daß unsere Personaldecke sehr dünn geworden ist; wenn die polizeilich registrierte Delinquenz steigt, dann steigt auch die Zahl der Eingänge bei der Staatsanwaltschaft und beim Jugendgericht. Diese zunehmenden Eingänge sind nicht durch eine steigende personelle Ausstattung aufgefangen worden und das führt einfach dazu, daß sich die Prozesse immer weiter nach hinten verschieben. Wir kennen das ja aus dem Bereich der Zivilgerichtsbarkeit auch, und da ist es schon ärgerlich genug, nur bei Jugendlichen kann es natürlich verheerend sein, wenn die Hauptverhandlung erst ein halbes oder ein Jahr später kommt.
Da würde ich mir schon wünschen, daß wir in diesem Bereich eine personelle Verstärkung, vor