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Und der Strafvollzug? Leere Worte, alte Zöpfe ...

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die bisherige Gefängnisärztin abgelöst, wurden wei- tere Stellen für Sanitäter geschaffen, damit zumin- dest eine Erstversorgung bei Notfällen möglich ist. Nach wie vor klagen Gefangene beständig darüber, daß ihre Beschwerden nicht ernst genommen, sie nicht als Patienten betrachtet werden, sondern als Menschen dritter Klasse - auch und gerade, wenn es sich um Menschen ohne deutschen Paß handelt. Die Leiterin der medizinischen Abteilung im Straf- vollzugsamt, jener Abteilung, die für die Aufsicht über den medizinischen Dienst zuständig ist, ist um Verbesserungen bemüht, Ihre fachlichen Vorschläge stoßen jedoch bei den letztlich Verantwortlichen auf taube Ohren.
In den Arbeitsbetrieben der einzelnen Anstalten herrscht die typische Beamtenmentalität: während Gefangene für durchschnittlich DM 9.- täglich zu Zwangsarbeit verpflichtet sind, arbeiten die Betrie- be unrentabel, ist Weiterbildung oder gar Ausbil- dung ein Fremdwort, erledigt man lieber Gefällig-
keiten für andere Mitarbeiter, statt sich um die effektive Führung des Betriebes zu kümmern. So lagern etwa in der Anstaltsdruckerei in Santa Fu Tonnen von Papier, und während diese keine Probleme damit hat, mal eben zu Sonderpreisen oder kostenlos Briefpapier oder Visitenkarten für Kollegen zu fertigen, werden Aufträge von außerhalb schlicht abgelehnt - weil man dann ja wirklich arbeiten und den Betrieb organisieren müßte. Da wird gemau- schelt und abgeblockt, da fühlen sich die Leiter vieler Betriebe wohler, wenn man sozusagen „unter sich" bleibt und nicht zu viel zu tun ist, das Beamtengehalt läuft schließlich auch so weiter. Und wenn dann, wie beispielsweise die Insassenvertretung in Santa Fu, jemand Vorschläge für neue, rentable, der Entwick- lung angepaßte Betriebsformen (z.B. Einrichtung eines Recyclingbetriebes) macht, verschwinden diese Vorschläge blitzschnell in der Schublade, ohne daß sie auch nur einer Prüfung unterzogen würden.