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Und der Strafvollzug? Leere Worte, alte Zöpfe ...

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Sind Veränderungen im Hamburger Vollzug spürbar oder zu erwarten?

Der Hamburger Strafvollzug werde sich „eindeutig nach vorn entwickeln", erklärte die aus Berlin an die Elbe zurückgekehrte neue Justizsenatorin Lore- Maria Peschel-Gutzeit auf Fragen von Journalisten anläßlich ihrer Amtseinführung. Den schönen Wor- ten der Senatorin, die bereits bei ihrer Tätigkeit in Berlin eher dadurch auffiel, daß sie sich zu allen möglichen und unmöglichen Themen außerhalb ihres Ressorts gern und ausgiebig äußerte, denn daß sie den maroden Strafvollzug der neuen Haupt- stadt „nach vorn" entwickelte, folgte bisher denn auch folgerichtig die alte Praxis. Von einer Entwick- lung, gar einer positiven, ist weit und breit nichts in Sicht. Hamburgs Haftanstalten sind überfüllt, in ihnen herrschen Zustände, die etwa eine Abordnung des Europarates anläßlich eines Besuches im

Untersuchungsknast am Holstenglacis als „men- schenunwürdige Relikte aus dem vorigen Jahrhun- dert" beschrieb. In diesem Bau, für 600 Untersu- chungshäftlinge vorgesehen, sind derzeit ca. 1100 Menschen untergebracht: Untersuchungshaft, Straf- haft und Abschiebehaft werden hier vollzogen, die engen Zellen müssen sich fast durchweg zwei Ge- fangene teilen, 4 m² Raum für jeden. Eine Privats- phäre gibt es nicht, die Gefangenen sind 23 Stunden täglich eingepfercht, 1 Stunde lang können sie auf dem Knasthof im Kreis laufen. Eine ärztliche Versorgung, die diesen Namen verdiente, existiert in den Hamburger Gefängnissen nicht, 7 festangestell- te Justizärzte sollen die medizinische Versorgung der insgesamt mehr als 3 000 Gefangenen sicher- stellen. Allein in „Santa Fu", der sog. Anstalt II, gab es innerhalb des letzten Jahres 3 Todesfälle, bei denen mangelnde ärztliche Hilfestellung eine noch nicht genau aufgeklärte Rolle spielte. Erst nach massiver Intervention der Insassenvertretung wurde