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Liebe Leserinnen und Leser!

blickpunkt intern

Seit der Herausgabe des letzten blickpunkt sind wieder mehrere Monate vergangen. Leider - und einmal mehr war der Hauptgrund für unserer verzögertes Erscheinen das Fehlen der zum Druck nötigen Finanzmittel. Aber schließlich und endlich, Dank Ihrer Spenden, liebe Leserinnen und Leser, und Dank der großzügigen Unterstützung aller Gönner, Förderer und Freunde des blickpunkt liegt nun die neuste Ausgabe vor Ihnen. Wir wünschen Ihnen angenehme Lektüre und möchten Ihnen, da dies zugleich auch die letzte Ausgabe des Jahres 1998 ist, auf diesem Wege unsere besten Wünsche für eine geruhsame Weihnacht und das kommende Jahr übermitteln. Natürlich werden wir auch im nächsten Jahr weiterhin und unermüdlich bestrebt sein, den blickpunkt so oft wie nur möglich herauszugeben. Um unsere Idealvorstellung zu verwirklichen, nämlich monatlich zu erscheinen, bräuchten wir allerdings dringend Sponsoren.
Diese Ausgabe sollte eigentlich schon am 12.11.98 gedruckt werden - zumindest war das das Ergebnis einer Redaktionsbesprechung am 6.11.98 mit unserem Herausgeber, bevor sich dann einiges tat, was das Erscheinen des blickpunkt zum vorgesehenen Zeitpunkt verhinderte.
Jens Stuhlmann - seit über drei Jahren maßgeblicher Redakteur des blickpunkt - ist, quasi von einem Tag zum anderen, am 11.11.98 entlassen worden.
Fast zeitgleich mit der Nachricht von der anstehenden Entlassung meines Redaktionskollegen traf in der Redaktion - wir waren gerade damit beschäftigt, dem blickpunkt „den letzten Schliff" vor dem Druck „zu verpassen" - vom Anstaltsleiter die Mitteilung ein, daß der blickpunkt noch nicht herausgegeben werden dürfe und mit der Freigabe zum Druck nicht vor dem 16.11.98 gerechnet werden könne - ein Schelm, der da Zusammenhänge vermutet - und auch von dem Nachfolger für die Redaktion war nicht mehr die Rede. Anstelle von Jens sollte nämlich baldmöglichst Uwe Homann in der Redaktion eingesetzt werden. So war es von der Redaktion beschlossen und mit dem Anstaltsleiter Herrn Poenighausen, unserem Herausgeber, besprochen worden.
Uwe, schon seit einiger Zeit freier Mitarbeiter der Redaktion, vielen Leuten im Hause kein Unbekannter und seit längerem auch durch Artikel im blick-punkt vertreten, wird sich in der nächsten Ausgabe selbst vorstellen ...
Da ich an dieser Stelle „festsize" -- ich habe nicht die geringste Ahnung, wann die Ausgabe erscheinen wird -- wäre hier vielleicht der richtige Platz im Editorial, um mit einem „Nachruf" auf jes" zu beginnen ... aber, was soll man sagen, wenn jemand, mit dem man fast zwei Jahre lang den Großteil seiner Zeit auf engstem Raum verbracht hat, plötzlich nicht mehr da ist ... Seine Gegenwart wird mir persönlich fehlen ...? Ja, mehr als ich zugeben möchte und ich bin nur froh, daß ich nicht die Aufgabe habe, einen wirklichen Nachruf auf Jens schreiben zu müssen - Jens bleibt uns erhalten.
Natürlich haben wir uns in der Redaktion, lange bevor seine Entlassung definitiv anstand, Gedanken über das „Wie-geht-es-mit-dem-blickpunkt-weiter" gemacht und beschlossen eine Außenredaktion einzurichten, die Jens als freier - im wahrsten Sinne des Wortes - Mitarbeiter führen wird (Welche Neuerungen es dadurch geben wird, wie Sie die Außenredaktion erreichen können und was sonst noch geplant und in Vorbereitung ist, erfahren Sie im nächsten blickpunkt.) und in jedem Fall wird Jens weiterhin an allen wichtigen redaktionellen Entscheidungen maßgeblich beteiligt sein.
Für mich stand sowieso fest, daß der blickpunkt noch lange nicht „alleine laufen" kann und das „Baby" seinen „Vater" noch lange brauchen wird. Zwar bin ich selber seit der ersten Ausgabe des blickpunkt in dieser Form „dabeigewesen" aber ohne Jens wäre der blickpunkt nie geworden was er ist. Erst mit seinen Ideen, seiner Einstellung zu Ungerechtigkeiten - welcher Art auch immer - mit seinem Willen, Transparenz in die sonst so „abgeschirmte" Knast- und Justizwelt zu bringen, wurde aus einem kleinen Heft eine richtige Zeitung, die, wie wir schon mehrfach feststellen durften, sogar beachtet wird und manchen Leuten manchmal auch so unbequem geworden ist, daß Vieles versucht wurde - und offensichtlich noch wird - um den Druck zu verhindern. Wer Jens kennt weiß, daß er ein unermüdlicher Streiter für die „Gerechte Sache" ist und seine Entschlossenheit dafür auch durch selbstlosen persönlichen Einsatz zum Ausdruck bringt. Deswegen bin ich sehr froh über seine Entscheidung, auch nach seiner Freilassung weiterhin dem blickpunkt mit Rat und Tat beizustehen:
„Wir hier drinnen werden Deine Unterstützung brauchen Jens - und, bevor ich es vergesse, selbstverständlich wünschen wir Dir von hier aus alles nur erdenklich gute für Deine Zukunft, genieße das freie Leben und bleib' wie Du bist!"
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, möchte ich abschließend versichern, daß die Redaktion auch künftig alles tun wird um dafür zu sorgen, daß der blickpunkt weiterhin der blickpunkt bleibt.

In diesem Sinne und
hoffentlich bis bald ...

Herzlichst Ihr
Wolfgang Wendt

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