__ ___""__ D i e V i r t u e l l e D e p e s c h e ___"""""""__ ___"""" """___ Freies Telekommunikations-Zentrum Hamburg """" f t z ) """" ----------------------------------------- ""__________"" Nr. 9 13. April 1994 """""""""""""" Internet - Natuerlich ist es nett ----------------------------------------------------------------- Als im Oktober letzten Jahres die hades.comlink.de, unser Unix-Rechner (vergl. VDP0001), 'an's Netz ging', geschah dass in erster Linie, um ein funktionsfaehiges Mail- und News-Gateway zum Internet zu schaffen. Dennoch hatten zumindest die Techniker in diesem Laden schon damals dass Ziel vor Augen, auch direkten Internetanschluss auf TCP/IP-Basis vom ftz) aus anbieten zu koennen. Internet - man kann es nicht mehr hoeren. Man schlaegt den SPIEGEL auf und weiss sofort, wie man sich als Auricher (!) Gymnasiast mit der Bronx in Verbindung setzen kann. Man geht ins Amerikahaus, um sich nach Seminaren zum Thema 'Jobben in den Staaten' zu erkundigen, und findet nur noch Seminare zum Thema 'Welcome to the Internet', 'National Information Superhighway' und 'Clinton Administration'. Was hat eine Auricher Schuelerin davon, eine Brieffreundin in der Bronx zu haben? Natuerlich ist es nett, aber was ist der fundamentale Unterschied dazu, eine TV-Seifenoper ueber eine Familie aus der Bronx zu sehen ? Natuerlich ist es nett, aber wird die Auricher Schuelerin durch ihren Draht in die Bronx aus einer Konsumhaltung heraus *aktiv* werden koennen, wird sich ihr Bewusstsein veraendern, indem sie die Wahrnehmung eines gleichaltrigen Maedchens teilen kann, dass in den Staaten wohnt? Wird sie Handlungsansaetze erkennen, die sie selbst in Aurich aufgreifen kann ? Dass Dumme ist naemlich, dass solcherlei Hoffnungen einmal Grund dafuer waren, dass einige von uns das ftz) gegruendet haben. Haetten wir diese nicht, so koennten wir den Auricher Kids (die Auricher *Mailbox*, AIDA, bekommt ihre Nachrichten von uns in Hamburg) oder unseren Usern auch gleich die Adresse von Compuserve in die Hand druecken. Ginge es nur um ein weiteres Feature der Unterhaltungsindustrie, wuerde ich hier bestenfalls fuer Geld arbyten. Und man sieht, dass wenn Projekte wie Schulen sich vernetzen, sie dass nicht mit Leuten wie uns tun, sondern mit Siemens oder Compuserve. Ich kann mir die Zukunft von APC und CL nur noch als eine Art Nicaragua-Kaffee fuer Netze vorstellen. Die Grundnahrungsmittel kauft man im Supermarkt, den Nicakaffee bei Vereinen wie dem ftz). Das Dumme ist nur, dass ich von Barmbek aus immer weniger Lust habe, fuer ein Packet Kaffee in die Schanze zu fahren. :( Vor eineinhalb Jahren hatten wir im ftz) noch ganz andere Zukunftsvisionen: Ein Buero in der Schanze, wo ein paar Crosspoints bzw ein paar Terminals stehen, auf denen was gezeigt werden kann, und eine WG mit fuenf bis zehn Leuten hinter den Grenzen dieser Stadt, mit Scheune und Hunden und ein paar Sun's, auf denen die Technik laeuft. Nur haette sowas heute noch Chancen, gegen Compuserve zu bestehen ? Peter Glaser schreibt in 'Kopier mal wieder' (2001): 'Die Produktwerbung ist ein guter Indikator dafuer, wie unverbraucht eine Subkultur ist, etwa die Computersubkultur. Sobald Subkultur-spezifische Chiffren und Ideen in Zeitungsanzeigen und Videoclips auftauchen, ist die Unschuld dahin. Alles, was man - als Subkultur-Stammesmitglied - bisher geradewegs und naiv getan hat, laeuft nun Gefahr, entweder laecherlich odder brutal zu werden, belanglos spassig.' Genau. :) 'oder eine eskalierende Mutprobe, bis endlich ein Militaerhubschrauber im Hinterhof landet [...]. Im Rahmen einer grossangelegten US-Werbeaktion ("Crack the Code with Diet Coke") wurden vor einiger Zeit in Coladosen und hinter den Flaschenetiketten Gewinnkarten versteckt. Anlaesslich der Live-Uebertragung des *Footballendspiels* konnten die Zuschauer waehrend eines Cola-Werbespots ihre Karten gegen den TV-Bild- schirm halten. Mit dem Spot wurde ein paar Sekunden ein Signal gesendet, das einen Gewinncode auf den Karten sichtbar machte. Hacken Light. Konsequenter war die Kampagne eines hiesigen Zigarettenherstellers. Geboten: "die Moeglichkeit, ohne Angstschweiss auf der Tastatur ... in fremden Dantenbanken zu stoebern." Gesucht: der "Hacker des Jahres". Die "abgefahrene Idee" erforderte es, sich in fuenf von einer Werbeagentur eingerichteten Mailboxen an einer Art von virtuellem Kreuzwortraetsel zu beteiligen.' Kreuzwortraetsel sind ja im Moment auch in N3 in... 'Viel Nichts um Rauch.' ------------------------------------------------ Wir wollen nicht auch auf diesem Internet-Hype mitsurfen, aber da wir im Moment in Hamburg die einzigen waeren, die die technisch durchaus interessanten Moeglichkeiten erschwinglich anbieten wuerden, interessieren wir uns immer noch vor allem fuer das Internetprojekt. Wir wollen dem Internet auch noch immer einen Stempel aufdruecken. Also: Was ist eigentliche TCP/IP - Internetanbindung ? ------------------------------------------------ Ich will mich kurz fassen, weil hier schon so viel zu dem Thema geschrieben wurde. TCP/IP ist eine Protokollfamilie, um mehrere (meist Unix-) - Rechner miteinander zu vernetzen. Sie verfolgt die gleichen Ziele wie IPX, das Netzwerkprotokoll von Novell Netware. Ueber diese Protokollfamilie sind nicht nur, wie bei den meisten Novell-Netzen (LAN's, Local-Area-Networks), ein paar Rechner einer Firma miteinander verbunden, sondern sie ist Grundlage des weltweiten Internet, in dem kaum schaetzbar viele Rechner aller Herren Laender miteinander zusammengeschaltet sind. All diese Rechner haben sich auf die TCP-IP-Protokolle geeinigt, weil diese die ersten waren und das 'Patent' hierfuer von keinem Hersteller im Safe gehalten wird, sondern frei verfuegbar ist. Daher gibt es fuer so ziemlich alle Rechnertypen TCP/IP-Implementationen. In der Mehrheit aller Installationen wird Ethernet als Transport- medium genutzt worden sein, aber TCP-IP kann seine Pakete auch ueber ISDN-Leitungen oder Modemverbindungen (SLIP, PPP) schicken. Der Unterschied zum Pollen bei anderen Systemen ueber UUCP oder, wie es Points auf der CL-HH machen, mittels ZCONNECT / JANUS liegt darin, dass es sich bei TCP/IP um eine 'packetorientierte Vermittlung' handelt, also um etwas anderes, als das 'store-and- forward'-Prinzip, nach dem UUCP und ZCONNECT Nachrichten austauschen. Beim store-and-forward - Prinzip liegen die Nachrichten fuer ein anderes System in speziellen Dateien, sogenannten Puffer, bereit, bis das andere System (Point) anruft. Beim packetorientierten Netzwerk (TCP/IP) bahnen sich einzelne Packete autark ihren Weg durch ein diffuses (globales) Verbindungsgewirr. In Echtzeit. TCP/IP kann also mit fast jedem Uebertragungsmedium Vorlieb nehmen - solange es staendig zur Verfuegung steht. Will mensch sich per TCP-IP ans Internet anschliessen, so muss er also eine Standleitung zum naechsten ans Internet angeschlossenen Rechner haben. Was bekomme ich durch TCP/IP-Anbindung an neuem Nutzen ? -------------------------------------------------------- Verschiedene interaktiv arbeitende Anwendungen der Informations- recherche sind verfuegbar: - telnet: Mit dem Programm telnet kann man mit fernen Unix-Rechnern so arbeiten, als saesse man direkt davor (Eine Art Terminalprogramm) - ftp: Mittels ftp lassen sich Dateien zwischen zwei Rechnern uebertragen (z.B. grosse Programme) - mail: mails werden zwischen am Internet haengenden Systemen innerhalb von Minuten ausgetauscht. - gopher: Auf beliebigen Rechnern des Internet verfuegbare Dateien (meist Texte) werden als ein beliebig weiterverzweigendes einziges Menuesystem dargestellt. - www: Beliebige verteilt anzutreffende Dateien werden als *Hypertext*, also als ein sich beliebig weiterverzeigender einziger Text dargestellt. - irc: Beliebig viele Teilnehmer an beleibigen Internet- rechner koennen in frei definierbaren 'Channels' in Echtzeit miteinander chatten. - finger: Kurze Informationen ueber einen bestimmten User koennen per email-Adresse abgefragt werden, z.B. Realname, Adresse, PGP-Publickey. Wo gibt es TCP/IP-Anbindung bisher? ----------------------------------- 'Internet-Connectivity' wird bisher von den mittlerweile vier Internet-providern Deutschlands (EuNet, XLink, DFN, MAZ) gegen recht viel Geld angeboten, meist als SLIP-Indialmoeglichkeit. Compuserve bietet eigene Dienste an ('CB-Funk-Simulator'), die dem Internet nicht unaehnlich sind. Weiterhin ist die Uni ans Internet angeschlossen - als Student bekommt man theoretisch, also nach genug buerokratischem Stress, einen IP-Account fuer einen der Sun-Cluster der Uni- Rechenzentren - allerdings ohne Indialmoeglichkeit, also ohne die Moeglichkei, sich von zuhause aus einzuwaehlen. Einige Leute haben auch an der Uni Indialmoeglichkeiten, aber ich weiss nicht, wie die das gemacht haben... Wie koennte die Nutzung von ftz-IP aussehen? -------------------------------------------- Es gibt da zwei Moeglichkeiten: Entweder IP-interessierte User bekommen Accounts auf unserem Unixrechner, oder, und so werden wir es wahrscheinlich machen, ein unter Dos laufender Gopher-Client wird als "Datenbank" in der CL-HH eingebunden. CL-HH user koennten dann, wenn sie online in der CL-HH waehren, den Befehl "DATENBANK GOPHER" aufrufen, und mit den Cursortasten das Gophersystem benutzen, von wo aus sie auch alle anderen Anwendungen aufrufen koennten. Und wann ist es soweit ? ------------------------ Um das IP-Projet vorantreiben zu koennen, brauchen wir noch Geld und Manpower. Also Leute, die bei der Loesung folgender Probleme mithelfen moechten: - Kontakt zu den vier Providern aufnehmen und eine preisguenstige Versorgung aushandeln - Vielleicht einen Sponsor suchen - Unixtechniker, die PPP und ISDN implementieren und ausfuehrlich testen - Dos / Zerberustechniker, die die Gopher-Datenbank sauber implementieren und testen - Geld fuer zwei Modems und die Standleitung zum naechsten Provider organisieren Das IP-Tigerteam ---------------- ...wuerde uns extrem weiterhelfen. Damit meine ich folgende Idee: Jeder unserer User und Sysops, der sich fuer IP interessiert, gibt sich zu erkennen (z.B. bei mir, akira@krabat.comlink.de), und zahlt einen bestimmten Betrag in die Kriegskasse der Tigers ein. Zum Beispiel 100 Mark. Wenn dass zehn Leute machen wuerden, koennten wir verdammt viel organisieren und recht schnell zum Ziel kommen, denke ich. Man bedenke: IP-Anschluss bei den kommerziellen Providern kostet mehr als diese 100 Mark! Wie waers ? -akira. ----------------------------------------------------------------- email:vd-redaktion@hades.comlink.de visdp:akira@krabat.comlink.de ----- Ende VDP Nr. 9 --------------------------------------------