Teil 16

"Gfr. Schoula
8./I.R. 610 Div. 202
Postschaffner

Wir lagen Ende November 1941 in Kiew. Dort war ich Augenzeuge von Massenhinrichtungen an Juden durch Erschießen. Man forderte die Juden auf ihr Bargeld ihre Wertsachen usw. mitzunehmen da sie in ein Lager kommen sollten. Man führte sie dann außerhalb der Stadt in große Gräben, wo sie von der Gestapo gezwungen wurden sich bis auf die Unterwäsche zu entkleiden u. sich in den Gräben aufzustellen. Dann wurden sie mit Maschinenpistolen erschossen. Ein riesiger Gestapo-Offizier trampelte auf den Menschenleibern herum u. wer sich noch regte bekam einen Fangschuß. Es wurden an 120 Menschen, Frauen, Kinder u. Greise auf diese Art getötet.

In Solwitzkaja im September 1941 waren wir auf Selbstverpflegung angewiesen da wir von der Truppe nichts bekommen hatten. Ein Requierungskommando bestehend aus einem Unteroffizier, (Uffz. Reiman) u. 2 Schützen (Herman Bischel u. ich), wurden losgeschickt um ein Schwein zu holen. Nirgends ließ sich ein Schwein auftreiben. Wir fanden bei einem Bauern einen Ochsen, sein letztes Stück Vieh. Der Uffz. befahl dem Bauer, der ihn weinend bat ihm doch für seine Familie das Letzte zu lassen, den Ochsen herauszugeben u. gab ihm 25.-Rbl. Der ergrimmte Bauer war das Geld zu Boden, worauf ihn Reimann niederschoß u. liegen ließ, während wir mit dem Ochsen los ziehen mußten. Dem Kompaniechef verlangte der Uffz. Reimann 50.-Rbl. ab, er hatte aber die 25.-Rbkl. wieder eingesteckt. Im September 1941 wurden in Kiew 2 Gestapo-Leute erschossen. Da sich die Täter nach Aufforderung nicht freiwillig meldeten, wurden als »Vergeltungsmaßnahme« 100 Menschen, in der Hauptsache bessergestellte Juden erschossen. Bei diesen Erschießungen war ich selbst zugegen."

  • H.Heer (Hg.) "Zu erschießen sind Frauen, die in der Roten Armee dienen" Gestädnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront, S. 39