Am eigenen Leib
konnte ich kürzlich erfahren und auch schmerzhaft spüren, daß wir vom ach so ge-
lobten Zeitalter" der Kettensträflinge auch nicht mehr weit entfernt sind. Einen
Vorgeschmack (aber auch einen sehr häßlichen Nachgeschmack) bekam ich in Form von zwei
schweren, mit Schlössern versehe- nen Metallringen (durch eine massive Stahlkette mit-
einander verbunden) schmerzlich an meinen Fußge- lenken zu spüren und durch einen
Spießrutenlauf in einer Gasse von beamteten Menschen in den lan- gen Fluren des
Untersuchungsgefängnisses und des Landgerichts, Treppen hoch und runter, bis in den Saal
300 hinein.
Das Erleben könnte einem Alptraum entstammen, einer kranken Phantasie, ist aber
Realität - in Hamburg anno 1998. Vorgeführt vor Gericht wie ein Galeerensträfling -
schwer bewacht und kettenras- selnd! Ein schwerer Junge", vorgezeigt wie ein
Tanzbär. Beeindruckend für schaulustige - pardon - für dienstbeflissene
Justizvollzugsbedienstete? |
Bei mir hinterließ
der Vorgang (der sich wiederholte) jedenfalls tiefe Eindrücke (auch an den Fußgelenken),
die ich bis heute nicht zu deuten wage.
Die Würde von Häftlingen in Hamburgs Gefängnis- sen scheint wieder mehr und mehr
schutzlos der Willkür von einzelnen selbsternannten Racheengeln hinter Schreibtischen
oder auch in Uniform (nach dem Motto: Ich bin Dein Rächer Du Verbrecher")
ausgesetzt zu sein.
Kollektivbestrafung, Provokation, Unterdrückung und Demütigung von Inhaftierten
(dabei wird auch vor deren Angehörigen oder sonstigen Besuchern nicht Halt gemacht)
gehören zum Alltag und immer häufiger müssen in Santa Fu Selbstverständlich- keiten
und Rechte (die an sich ja selbstverständlich sein sollten) von den Insassen gerichtlich
eingeklagt werden.
Vor derart deutlich vorgeführter bürokratischer Verunmenschlichung von Individuen
streichen sogar |